Unsere diesjährige Überwinterung 2020/2021 fällt etwas anders aus als geplant.
Wären wir jetzt doch mit unserem Hilux im südlichen Afrika, wir hatten schon ein Partner mit Fahrzeug gefunden mit dem wir uns einen großen 40 Fuß High Cube Container teilen wollten. Corona machte uns jedoch einen Strich durch die Rechnung.
Lange überlegten und recherchierten wir, wo die Reise hin gehen soll, Nord – Afrika fällt auch aus. So bleiben nur europäische Länder wie Griechenland, Spanien oder Portugal. Letztendlich entschieden wir uns für Portugal, wo auch die Corona-Zahlen im Moment nicht so hoch waren. An der ganzen Algarve gab es Anfang November 2020 weniger Fälle als bei uns im Landkreis Groß-Gerau.
Geplanter Start war Samstag der 7. November 2020. Die letzten Tage vor Abreise checkten wir täglich die Webseiten vom Auswärtigem Amt bezüglich Einreise und Transitbestimmungen der einzelnen Länder.
Anfang November stand dann plötzlich beim ADAC das die Durchreise Frankreich nach Spanien auf Grund der Corona Beschränkungen nicht mehr erlaubt sei. Die Reisewarnungen des Auswärtigen Amtes verlauteten dagegen das der Transit durch die Länder erlaubt ist.
Nach telefonischer Rücksprache mit der Rechtsabteilung des ADAC wurde mir mitgeteilt, die Durchreise ist nicht erlaubt und das würde auch an den Grenzen kontrolliert. Man müsste auch spezielle Papiere mit sich führen. Ansonsten wird man an der Grenze zurückgewiesen.
Was nun, alles abblasen? Habe darauf hin bei einer Facebook Gruppe nachgefragt. Einige schrieben „einfach losfahren“. Andere schrieben es wird eine Einladung für Portugal benötigt usw…, die Verunsicherung wurde nur noch größer. Dann beschlossen wir, wir fahren. Von uns aus bis zur Grenze nach Frankreich sind es 140 km schlimmstenfalls lassen sie uns nicht passieren. Dann fahren wir halt wieder nach Hause.
Was dann kam konnten wir selbst kaum glauben. Die ganze Tour durch Frankreich, Spanien, Portugal bis hinunter an die Algarve gab es keine Kontrollen.
Die ersten zwei Nächte in Portugal verbrachten wir auf einem Campingplatz in Olhao (N 37.035181 W 007.822225). Schönes Wetter, großer Platz mit allen Annehmlichkeiten. Urlaubsstimmung machte sich breit. Viele Deutsche mit Wohnmobilen die hier überwintern. Danach ging es zu unserer deutschen Freundin, die in Carvoairo auf einem sehr angenehmen Anwesen mit ihren diversen Tieren schon lange Jahre lebt. Hier ergab sich durch priv. Angelegenheiten für uns ein Haus,- und Hundesitting für ca. 14 Tage. Insgesamt wurden dann daraus 4 Wochen, bis wir unser eigenes, von uns gemietetes Haus beziehen konnten.
Ein wunderschönes Cottage eingerichtet im afrikanischen Stil, gemietet auf einem tollen Landgut, 6ha groß bei einer tollen Engländerin namens Aline natürlich mit ihren Tieren. Unter anderem mit Pavarotti, einen witzigen coolen Esel. Und Vera, einem Pferd, zwei tollen Hunden, Hühnern und einer Katze. Ganz typisch für hier, wenn man auf dem Land lebt. Aline wurde - natürlich - in Ghana geboren und lebte in ihren jungen Jahren in verschiedenen afrikanischen Staaten. Selbst hier lässt uns Afrika mal wieder nicht los. Nun leben wir hier in unserem so schönen Cottage und sind dabei, dieses käuflich zu erwerben. Leider gestaltet sich dies schwierig bis aussichtslos. Zuviel interne Vorgaben und portugiesische Gesetze. Das Cottage liegt auf dem Landgut von Aline und ist schlecht von diesem als Eigenbesitz zu trennen. Da es hier z.Zt. ziemlich kalt ist, selbst für port. Verhältnisse, müssen wir viel mit unserem Kamin heizen. Das Feuerholz dafür sammeln wir hierfür auf dem Landgut und machen dabei unsere Spaziergänge. Unsere Wanderungen hier dauern manchmal 1 – 4 Stunden. Direkt von hier aus kommen wir auch an die schönen, teils einsamen Strände der Algarve. Ein Kaffee oder Tee ist hier immer zu bekommen. Da wir ja mindestens bis Ende April hier bleiben werden, haben wir noch einige Wanderungen und Entdeckungswege vor uns. Sollt es sich mit Corona in Deutschland nicht wesentlich bessern, verlängern wir spontan. Als „junges, rüstiges“ Rentnerehepaar kein Problem für uns. Und auch unser Cottage könnten wir bestimmt länger anmieten. Aline hätte sicherlich nichts dagegen. Sicheres Einkommen durch die Miete und sehr nette Mieter, die man gerne länger behält. Georg ist schon bei kleinen Reparaturen sehr behilflich und Aline mag das. Very british. Es ist schon schön für sie, einen Mann auf dem Anwesen zu wissen, der mal behilflich sein kann. Obwohl sie mit ihren über 70 Jahren sehr sehr taff ist und sich auf jeden Fall immer selbst zu helfen weiß. Sie reitet jeden Tag mit ihrem Pferd aus und ist alles in allem sehr jung und beweglich bestimmt auch dadurch geblieben. Sie lebt eventuell ein Traumleben auf ihrem tollen Anwesen, hat aber Alleinstehend auch sehr viel Arbeit. Alleine schon die Versorgung von Pferd und Esel nimmt viel Zeit in Anspruch. Die Tiere müssen immer auf die Weide, das Pferd wird sehr oft ausgeritten, wobei Aline gleich nach dem Rechten auf ihrem großen Grundstück sehen kann. Aber es ist eben trotz allem nice. Ein Leben auf dem Land ohne Trubel, und trotzdem ist die Stadt in ca. 5 Minuten erreicht. Für sie ist es aber schön, auch den Kontakt mit ihren Mietern zu haben. Wir lernen dabei ganz nebenbei unser englisch wesentlich zu verbessern. Soweit der heutige Stand – 09.01.2021. Demnächst mehr von uns.
Hatten jetzt schon einige Ausflüge mit Aline über ihr Grundstück und drüber hinaus. So lernen wir auch die Gegend zu Fuß gut kennen. Ein Spaziergang war besonders lustig. Wir sind mit dem Pferd, dem Esel den Georg an der Leine führen durfte und mit den beiden Hunden losmarschiert. Cora, die schwarze Wachhündin ist die Hüterin über alles. Egal ob zuhause oder unterwegs, sie passt auf alles auf und ist dabei so aufmerksam und immer um alle bemüht. Sie ist ein ganz besonderer wunderbarer Hund. Und Remian der andere Hund ist schon sehr alt (ca. 15 Jahre) und auch schon fast blind und taub. Aber ein Hund so richtig zum lieb haben. Er mag uns sehr und kommt immer zum ausruhen in unser Cottage. Wir haben auch schon ein Bettchen und diverse Utensilien für ihn da. Zurück zur Wanderung. Wir sind auch durch eine bewohnte Gegend gelaufen und haben uns mit dort wohnenden Menschen unterhalten. Aline kennt dort fast jeden, was hier aber ganz normal ist. Die Tiere zogen schon die Aufmerksamkeit auf sich. Wer kommt schon zu Fuß mit einem Pferd, Esel und Hunden anmarschiert. Selbst die Polizisten in der Stadt kennen Pavarotti den Esel.
Er ist eine kleine Berühmtheit. Unterwegs hatten wir noch eine Rast mit Kaffee und Gebäck. Ein sehr schönes Erlebnis, an das wir uns noch sehr lange erinnern werden.
Leider hat sich seit ca. Mitte Januar in Portugal eine sehr besorgniserregende Situation bezüglich Corona eingestellt. Zwar war Portugal auch davor schon streng, sodass die Menschen am Wochenende ihr Heim ab 13 Uhr nicht mehr verlassen sollten. Aber nun hat die britische Variante B.1.1.7 ziemlich zugeschlagen. Das Weihnachtsfest konnte hier noch ziemlich frei gefeiert werden. Bedingt dadurch, dass hier sehr viele Engländer leben gab es auch einen regen Flugverkehr zwischen den Ländern. Das hat sich nun gerächt. Fast alle Intensivbetten sind bereits belegt und das Pflegepersonal ist auch bis zu 70% infiziert wie man das so hört und liest. Auch wurde mittlerweile der Flugverkehr zwischen Portugal/Deutschland zumindest eingeschränkt. Er gibt wohl nur noch Ausnahmen. Aber jeder weiß was anderes. Die einen haben Infos von Bekannten, die anderen über Facebook und die Nächsten wer weiß woher. Für uns ist das natürlich auch nicht erfreulich. Hatten wir uns doch wenigstens Portugal anders vorgestellt. Selbst der Winter hier ist dieses mal anders, so wie in Deutschland auch etwas härter als sonst. Also heißt es feste den Kamin anfeuern. Ansonsten können wir uns nur schützen und vorsichtig sein. Da wir ja hier auf dem Landgut außerhalb der Stadt wohnen ist das schon gut möglich. Wir treffen ja ansonsten nur noch die Landgutsbesitzerin, und die ist auch sehr vorsichtig mit ihren ca. 72 Jahren. Sie wollte im Februar ihre Söhne in London besuchen - auch abgesagt. Einkaufen, da geht nur die Frau in den Markt und der Mann wartet im Auto. So geht das bis jetzt ganz gut.
Eine Freundin hier lebend wird am 18. Februar 60 Jahre jung. Leider keine Feier, ist schon ziemlich frustrierend. Generell für alle hier. Das spiegelt sich in der traurigen Stimmung wieder. Trotzdem ist es das wichtigste gesund zu bleiben. Gott sei Dank sind die Verwandtschaft und alle Freunde und Bekannten gesund. Wir persönlich kennen bis jetzt keinen Fall. Das soll bitte auch so bleiben.
Nun hören wir auch die sehr guten Nachrichten, das Deutschland Hilfspersonal und Hilfsgüter nach Portugal schickt. Sehr gut. Vorbildlich. Hoffentlich folgen andere Länder. Österreich will ja schon Patienten aufnehmen. Warum bloß mag ich die schon immer?
Und ansonsten hilft Georg ab und zu Aline auch bei der Tierversorgung. Man muss sich ja irgendwie nützlich machen und die Zeit sinnvoll verbringen. Macht ihnen ihr Futter, bring sie auf die Weide und reinigt ihnen ihre Hufe. Ihm macht das wohl Spaß und Aline ist very pleased.
Zwischenzeitlich hatten wir auch bei einem Spaziergang an der Algarve Alines englische Bekannten Sue und Kevin mit ihrem Dackel Charly und der Schäferhündin Issi kennengelernt. Einige Zeit später erhielten wir von ihnen eine nette Einladung zum Kaffee oder englischen Tee (je nach Geschmack) in ihr Haus außerhalb von Carvoairo. So lernt man hier neue Menschen kennen. Prompt haben wir uns per Zufall auch noch einmal im Supermarkt wieder getroffen.
Durch den heftigen Ausfall mit der englischen Coronamutante kann man z. Zt. in Portugal nichts unternehmen und auch leider vorerst sich nicht die Gegend und das Land ansehen. Das das so schade ist, muss hier erst gar nicht erwähnt werden. Aber leider steht ja zur Zeit fast die ganze Welt still. Wir hoffen nur, dass alles irgendwann einmal wieder besser wird. Wir haben noch einige schöne Reisen bzw. Überwinterungen in Planung. Geduld ist da ein ganz großes Wort. Aber wir werden das alles noch in die Tat umsetzen.
Gestern hat uns Aline zu einer irischen Bekannten mit genommen, die viele Unternehmungen mit Pferden anbietet. Hat unter anderem auch zwei richtig alte nostalgische Kutschen für Ausfahren im Stall stehen. Aber auch hier steht alles still. Aber wir haben das süße, neugeborene Fohlen von einem ihrer Pferde anschauen können. Solche Zufälle sind dann wieder schön.
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